Candida by George Bernard Shaw

Candida by George Bernard Shaw

Autor:George Bernard Shaw [Shaw, George Bernard]
Die sprache: deu
Format: epub


Dritter Akt

Nach zehn Uhr abends. Die Vorhänge sind zugezogen und die Lampen brennen. Die Schreibmaschine ist in ihrer Hülle; der große Tisch ist aufgeräumt; alles deutet darauf hin, daß die Tagesarbeit getan ist.

Candida und Marchbanks sitzen am Feuer. Die Leselampe steht auf dem Kaminsims über Marchbanks, der auf dem Kinderstuhl sitzt und laut vorliest. Ein kleiner Stoß Manuskripte und ein paar Gedichtbände liegen auf dem Teppich neben ihm. Candida sitzt im Lehnstuhl. Den Schürhaken, ein leichtes Messinginstrument, hält sie aufrecht in der Hand. Zurückgelehnt starrt sie auf die Spitze des Schürhakens, sie hat die Füße zum Feuer hin ausgestreckt und befindet sich in einem Wachtraum, meilenweit entfernt von ihrer Umgebung; sie hat Eugene völlig vergessen.

MARCHBANKS bricht seine Rezitation ab: Alle Dichter, die je gelebt haben, haben diesen Gedanken in ein Sonett gekleidet. Sie mußten es tun. Sie konnten nicht anders.

Er blickt, Zustimmung fordernd, zu ihr auf und bemerkt, daß sie in die Betrachtung des Schürhakens versunken ist.

Haben Sie gar nicht zugehört? Keine Antwort. Mrs. Morell!

CANDIDA fährt auf Wie?

MARCHBANKS Haben Sie nicht zugehört?

CANDIDA mit schuldbewußter, übertriebener Höflichkeit: Oh, doch. Es ist sehr schön. Lesen Sie weiter, Eugene. Ich möchte zu gern hören, was mit dem Engel geschieht.

MARCHBANKS läßt das Manuskript aus der Hand auf den Boden fallen: Verzeihen Sie, daß ich Sie gelangweilt habe.

CANDIDA Aber Sie langweilen mich doch nicht, ich versichere Sie. Bitte lesen Sie weiter, Eugene. Bitte!

MARCHBANKS Ich habe das Gedicht mit dem Engel vor einer Viertelstunde beendet. Ich habe danach verschiedene andere Sachen gelesen.

CANDIDA reuig: Es tut mir leid, Eugene. Das Schüreisen muß mich hypnotisiert haben. Sie legt es nieder.

MARCHBANKS Es hat mich schrecklich nervös gemacht.

CANDIDA Warum haben Sie nichts gesagt. Ich hätte es sofort hingelegt.

MARCHBANKS Ich hatte Angst, Sie auch unsicher zu machen. Es sah aus, als hielten Sie eine Waffe. Wäre ich einer der Helden der Vorzeit, so hätte ich mein blankes Schwert zwischen uns gelegt. Wäre Morell eben hereingekommen, so hätte er geglaubt, Sie hätten das Schüreisen ergriffen, weil kein Schwert zwischen uns lag.

CANDIDA nachdenklich: Was? Sie wirft ihm einen verwirrten Blick zu. Ich kann Ihnen nicht ganz folgen. Ihre Sonette haben mich völlig durcheinandergebracht. Warum sollte denn ein Schwert zwischen uns liegen?

MARCHBANKS ausweichend: Oh, es ist auch nicht wichtig. Er bückt sich, um die Manuskripte aufzuheben.

CANDIDA Legen Sie sie wieder hin, Eugene. Mein Appetit auf Gedichte hat Grenzen, sogar der auf Ihre Gedichte. Sie haben mir jetzt mehr als zwei Stunden vorgelesen. Die ganze Zeit, seit James weggegangen ist. Ich möchte mit Ihnen sprechen.

MARCHBANKS erhebt sich erschrocken: Nein, ich darf nicht sprechen. Er blickt sich auf seine verlorene Weise um und fügt dann plötzlich hinzu: Ich glaube, ich mache einen Spaziergang durch den Park. Er eilt auf die Tür zu.

CANDIDA Unsinn, der Park ist längst geschlossen. Kommen Sie her, und setzen Sie sich auf den Kaminvorleger, und reden Sie Unsinn, wie Sie es sonst auch tun. Ich möchte unterhalten werden. Wollen Sie?

MARCHBANKS halb in Schrecken, halb entzückt: Ja.

CANDIDA Dann kommen Sie. Sie verrückt ihren Stuhl ein wenig, um ihm Platz zu machen. Er zögert.



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